Der Silver Crow e.V. ist ein Verein für Phantasie und Mittelalter, in erster Linie widmen wir uns hier unserem Hobby LARP. Doch was ist das eigentlich? Hierzu einmal ein Text von Ralph Herkenhöner vom Arbeitskreis Fantasy der Universität Kiel, der dieses Spiel ganz gut bschreibt:

Was ist Liverollenspiel?

Ein berechtigte Frage, die sich der geneigte Leser stellen wird. Liverollenspiel, auch LARP (LiveActionRolePlaying), ist am leichtesten zu Verstehen, in dem man den Vergleich zum Theater zieht. In einem Theater gibt es die Schauspieler, die Handlung und den Regisseur. Genau diese Elemente findet man auch im Liverollenspiel. Sie haben dort aber einen andere Namen und eine andere Bedeutung.

Die Teilnehmer an einem Liverollenspieltreffen kann man mit den Schauspielern vergleichen. Sie verkörpern eine Person (auch Charakter genannt), die sich dem Rahmen der Handlung entsprechend verhalten wird. Doch im Gegensatz zum Theater hat keiner der Charaktere einen festen Text, sondern es wird die gesamte Zeit über improvisiert – ganz so, als wenn man wirklich die Person ist, die man Darstellen will. Wie bei Schauspielern auch werden von den Teilnehmern Kostüme getragen, die man beim Liverollenspiel Gewandung nennt. Diese können sehr unterschiedlich aussehen, je nachdem ob ein Treffen gerade in dem Mittelalter angelehnten Phantastischen spielt oder z.B. eher einen futuristischeren Hintergrund. Es sind jedoch alle Zeitepochen denkbar und noch vieles mehr. Es ist also entscheidend für ein Liverollenspieltreffen, welcher Art der Hintergrund dieses Treffen hat.

Von diesem entsprechenden Hintergrund hängt auch die Handlung ab. Wie bei einem Theaterstück gibt es einen roten Leitfaden – ein Geschehen, eine Situation oder gar einen Handlungsstrang, welche den Rahmen der Handlung aller beteiligten Personen beeinflußt. Im Gegensatz jedoch zu einem Drehbuch, wie es im Theater verwendet wird, gibt es im Liverollenspiel nichts dergleichen, was den Fortlauf der Handlung vorschreibt. Somit ist der Ausgang einer Handlung ungewiß, was mit den größten Reiz beim Liverollenspiel ausmacht.

Oben habe ich von einem Regisseur gesprochen, den man angeblich auch im Liverollenspiel finden kann. Es ist zuerst nur schwer vorstellbar, wie in einem so freien Handlungsrahmen noch ein Regisseur hinein paßt. Auch er findet seinen Platz. Um den Zusammenhang besser zu verstehen, muß ich jedoch etwas weiter ausholen. Im Liverollenspiel gibt es die Teilnehmer, die den Schauspielern entsprechen. Diese Teilnehmer werden jedoch noch weiter unterschieden. Zum einen gibt es den sogenannten „Spieler“, auch SC (Spieler-Charakter) genannt. Diese „Spieler“ sind wirklich so frei in ihrem Handlungsspielraum, wie ich weiter oben beschrieben habe. Es gibt auch noch den sogenannten „Nicht-Spieler“, auch NSC (Nicht-Spieler-Charakter) genannt. Dieser Begriff ist etwas irreführend, stammt aber dem Tisch-Rollenspiel (kurz: Rollenspiel), wo diese Charaktere wirklich nicht durch einen „Spieler“, sondern durch einen sogenannten Spielleiter vertreten werden (siehe auch Was ist Rollenspiel?). Diese „Nicht-Spieler“ nehmen auch normal am Liverollenspiel teil, haben jedoch Vorgaben, nach denen sie handeln müssen. Diese Vorgaben machen sie zu Handlung steuernden Figuren, die dafür sogen, daß die Handlung sich entlang des roten Leitfadens bewegt. Und genau für diese Charaktere benötigt man einen Regisseur. Beim Liverollenspiel ist das in der Regel mehr als einer und man nennt diese Personen die Spielleitung (kurz: SL). Sie hat die Aufgabe für einen „ordnungsgemäßen Ablauf“ zu sorgen. Was das nun heißt, werde ich noch an späterer Stelle erklären.

Bisher habe ich immer von einen Liverollenspieltreffen gesprochen. Doch dabei stellen sich gleich drei Fragen. Die erste Frage ist, wo ein solches Treffen stattfindet, die zweite, wer ein solches Treffen organisiert und die dritte ist, wie man daran teilnimmt. Die zweite und dritte Frage sind schnell beantwortet. Einige der Spielleitung nehmen die Angelegenheit aus privater Initiative in die Hand und planen ein solches Treffen. Diesen Teil der Spielleitung nennt man auch Orga (von Organisator). Bei diesen muß man sich zu einem solchen Treffen anmelden. Es gibt zu solchen Treffen Ausschreibungen, die man z.B. in Rollenspielläden (siehe dazu Adressen von Verlagen, Spieleherstellern und Läden) oder im Internet (siehe dazu Termine) finden kann.

Wo finden Liverollenspiele statt?
Das hängt davon ab, was für eine Umgebung zum Spielen benötigt wird. In der Regel finden diese Treffen jedoch unter freiem Himmel statt und bei phantastischem Hintergrund kommen dafür z.B. Burgen, Waldgebiete und Pfadfindergelände in Frage. Was aber fast alle Treffen gemein haben, ist, daß das Gelände bzw. Gebäude gemietet werden muß. Jedoch kostet das leider Geld und deshalb sind diese Treffen auch selten umsonst. Aber das Stichwort Treffen bringt uns gleich zum zweiten Teil, denn oft sagt man statt dessen CON, doch…

Was ist eine CON?

CON ist die Abkürzung für das englische Wort Convention und steht allgemein für ein Treffen Gleichgesinnter. Ein LARP-CON ist somit ein Treffen von Liverollenspielern. Im Fortlauf werde ich nur noch von CON sprechen auch, wenn ein LARP-CON gemeint ist. Wie bereits erwähnt, muß man sich zu der Teilnahme an einem CON bei der Orga anmelden und in der Regel auch Geld dafür bezahlen. Die Kosten zur Teilnahme an einem CON hängen stark von der „Leistung“ des Veranstalters, also der Orga, ab. Zum einem sind da die Kosten des Geländes bzw. Gebäudes. Je nach Größe und Besitzer kann da eine stolze Summe zusammen kommen. Als nächstes wäre da zu nennen, wie lange ein solcher CON ist. Diese kann von einem Tag, dem sogenannten Tages-CON, bis zu einer Woche, dem sogenannten Wochen-CON gehen. Die meisten CON´s finden am Wochenenden statt und dauern von Freitag bis Sonntag. Außerdem spielen gerade bei längeren CON´s Kosten für Unterbringung und Verpflegung eine große Rolle. Es kann durchaus sein, daß man in einem Zelt mit Selbstverpflegung den CON verbringt, oder bequem in einem Haus und mit Vollverpflegung wohnt. Ersteres ist eher günstiger, während letzteres eher teuerer ist. Es sind aber auch beliebige Zwischenstufen denkbar. Zuletzt spielt noch eine Rolle, was der Veranstalter für Extras ausgeben will. Alles in allem kostet ein gewöhnlicher Wochenend-CON zwischen 35 EUR und 60 EUR. Nach oben ist aber keine Grenze gesetzt, überschreitet aber nicht selten 150 EUR.

Der Ablauf eines CON ist normalerweise recht ähnlich. Man reist an, macht einen sogenannten „Check-In“ und spielt mit den anderen Teilnehmern. Nach dem CON macht man einen sogenannten „Check-Out“ und reist ab. Der „Check-In“ und „Check-Out“ ist eine wichtige Sache. Zum einen dienen sie als Erfassung der anwesenden Personen und zum anderen markieren sie auch den Beginn bzw. das Ende der Spielzeit, somit ist man zwischen diesen beiden Zeitpunkten im Spiel. Diese Zeit wird auch „In-Time“ genannt. Sicher kommen auch Momente, wo man nicht gerade im Spiel ist. Dieses wird „Out-Time“ genannt. Generell wird alles außerhalb des Spiels als „Out-Time“ bezeichnet. Diese Trennung ermöglicht zu sagen, ob etwas das Spiel beeinflußt oder auch nicht. Dennoch gilt die goldene Regel, daß „Out-Time“ vorgeht. Sollte z.B. etwas passieren oder es ist einfach eine Situation, die im Spiel nicht machbar ist, so wird es „Out-Time“ gemacht. Das heißt außerhalb des Spiels. Bei großen Problemen wird sogar das gesamte Spiel durch ein „Time-Out“ unterbrochen. Das Spiel wird in diesem Fall erst dann fortgesetzt, wenn die Spielleitung das „Time-Out“ durch ein „Time-In“ aufhebt. Das „Time-Out“ ist sehr wichtig, da gerade bei Verletzungen eine sofortige Unterbrechung erforderlich ist. Wie ich sagte, gehen die realen Geschehnisse vor.

Das bringt mich zu einem anderen Punkt im Liverollenspiel. Oft wird etwas gespielt, was real gar nicht geht, oder nicht darstellbar ist. So ist im phantastischen Magie normal, aber im realen Leben nicht. Ebenso kann es sein, daß ein Konflikt durch Gewalt gelöst wird, kurz es zu einem Kampf kommt. In dem Fall kann man sich auf keinen Fall die Köpfe einschlagen. Das muß sicher und vernünftig geregelt werden. Genau dafür gibt es Regeln. Sie dienen dazu, Fertigkeiten zu simulieren, Magie darzustellen, Kämpfe durchzuführen. Die Regeln sorgen für einen „ordnungsgemäßen Ablauf“ und helfen Dinge nachzuvollziehen, die sonst gar nicht möglich sind. Der Umfang dieser Regeln kann von CON zu CON stark variieren. Auf einige CON´s heißen sie sinngemäß, Du kannst, was Du kannst, auf anderen stellen sie detaillierte Regeln zu den unterschiedlichsten Dingen dar. Man sollte sich nun nicht davon abschrecken lassen, daß man gar nicht weiß, was für Regeln es denn nun sind, denn zum einen werden sie bei der Ausschreibung namentlich erwähnt und zum anderen kann man die Regeln, wenn sie denn umfangreicher sind, als Buch in Rollenspielläden (siehe dazu Adressen von Verlagen, Spieleherstellern und Läden) oder direkt beim Veranstalter kaufen. Sie sind in der Regel nicht teuer (5-15 EUR), oft schön in der Aufmachung und bieten einen guten Einblick in das Liverollenspiel nach diesen Regeln. Es ist nicht notwendig diese Regeln auswendig zu lernen, bevor man auf einen CON geht. Man sollte sie aber dennoch gelesen haben. Einige Regeln gelten aber auf allen CON´s und da sie so wichtig sind und sie so oft nicht an Neueinsteiger weitergeben werden, will ich hier die wichtigsten Aufführen.

Ich nenne sie einfach einmal die „zehn Gebote“ des Liverollenspiels.

  • Die Realität geht vor. Sollte jemand verletzt werden oder in Gefahr sein, so wird das Spiel unterbrochen! Als eindeutiges Zeichen dafür gilt ein lautes „Stop“ oder „Time-Out“. Der Mißbrauch dieser wichtigen Worte wird jedoch nicht toleriert!
  • „Time-Out“ beendet das Spiel sofort! Man kann nie wissen weshalb „Time-Out“ gerufen wurde.
  • Schlage niemanden außer mit speziell dafür präparierte Waffen und selbst dann vorsichtig und niemals von oben oder auf den Kopf.
  • Kämpfe mit Körperkontakt sind zu vermeiden. Raufen, Ringen oder Kampfsportarten sind im Liverollenspiel verboten! Gerauft wird nur unter Absprache mit der Orga und vorherigem Abstimmen über den Verlauf des Raufens.
  • Nehme niemals mit Alkohol an einem Kampf teil. Wer trink und Kämpft, kann andere leicht verletzten.
  • In schlechter Beleuchtung finden keine Kämpf statt. Im Dunkel sieht man nicht, was man trifft.
  • Rauche möglichst nicht im trockenen Wald und werfe nicht achtlos Zigaretten in die Landschaft.
  • Vermeide Müll, verlasse den Lagerplatz ordentlich und laß keinen Müll herumliegen.
  • Spiele fair und charaktergerecht, und hab mit allen Spaß.
  • Es ist nur ein Spiel!

Wer sich diese Regeln zu Herzen nimmt und mit gesundem Menschenverstand an einem CON teilnimmt, kann eigentlich nicht viel falsch machen.

Am Anfang hatte ich einige Gemeinsamkeiten zum Theater dargestellt. An dieser Stelle möchte ich noch einen entscheidenden Unterschied erwähnen, der wohl kaum größer sein kann. Im Gegensatz zum Theater gibt es beim Liverollenspiel keine Zuschauer. Sicherlich wäre das für den einen oder anderen interessant, aber ein Zuschauer kann doch sehr störend wirken. Es soll nicht heißen, daß keine Zuschauer erwünscht sind, sondern daß es in der Regel keine gibt. So wie im Theater die Zuschauer nicht auf der Bühne sind, so gibt es bei einem CON halt keine. Wer sich das dennoch einmal anschauen will, ist gerne eingeladen, sollte sich aber versuchen sich als Teilnehmer zu „tarnen“ oder am besten gleich teilnehmen. Jeder Liverollenspieler hat einmal angefangen und niemand wir sich darüber beschweren. Ebenso werden auch Fragen gerne beantwortet.

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